
Interview mit Gymnasiallehrerin Nina Toller
Im Februar 2021 führten wir ein neues Podcast-Interview. Dieses mal war Nina Toller am Mikron, die uns von ihrem Unterricht in der gymnasialen Oberstufe berichtete. Nina ist bekannt wie ein bunter Hund durch ihr Unterrichtskonzept “Toller Unterricht” und hat 2018 für ihre Aktivitäten und Bemühungen ums digitale Lernen den Female Leader Award erhalten. Sie arbeitet als Gymnasiallehrerin an einem Gymnasium in Duisburg und unterrichtet die Fächer Englisch, Geschichte, Latein und Informatik.
Nina fördert Zusammenarbeit und Kreativität mit projektorientiertem Unterricht und Aufgaben, die gemeinsam in der Gruppe gelöst werden können. Sie begibt sich dabei in die Rolle als Lernbegleiterin, bereitet die Lernumgebung online vor, gibt Struktur und lässt die SchülerInnen dann selbstorganisiert auf Entdeckungsreise gehen und arbeiten. Dabei werden SchülerInnen Experten zu bestimmten Themen und geben ihr erarbeitetes Wissen dann an die MitschülerInnen weiter. Dieses Konzept hat sie sogar in ihre eigenen Fortbildungen für Lehrkräfte übernommen. Auch dort bindet sie SchülerInnen aktiv als Experten z.B. für digitale Tools oder gute Präsentationen ein. Ähnlich dem Reverse Mentoring Prinzip werden diese zu Mentoren für angehende Lehrkräfte.
Nina gibt in unserem Interview einen Einblick in die Teilnahme am Hackathon #wirfuerschule im Juni 2020. Damals übernahmen ihre SchülerInnen eine Woche den Instagram-Kanal des Projektteams und planten und produzierten die Social Media-Beiträge selbstorganisiert im Team. Auch hier durften ihre SchülerInnen komplett selbst agieren.
Ninas Begeisterung steckt und an und ihre Idee die SchülerInnen auch in die Fortbildung von Lehrkräften einzubinden ist, ist einmalig und genial.
LehrerIn sein heißt auch nahbar sein
Nina Toller gibt engagierten Lehrkräften, die neue Unterrichtsmethoden ausprobieren und manchmal deswegen zu den “Kanarienvögeln” im Kollegium werden, folgende Tipps mit auf den Weg:
- einfach machen und weiter machen und nicht von den Skeptikern und Verweigerern abbringen lassen
- sich vernetzen: entweder im Kollegium oder mit anderen externen “Nerds”, die eine ähnliche Sprache sprechen. Hilfreich zur Vernetzung auf z.B. Twitter ist der Hashtag #twitterlehrerzimmer und auf Instagram der Hashtag #instalehrerzimmer
- sich öffnen und eigene Ideen und Konzepte trauen öffentlich zu machen, z.B. in sozialen Netzwerken. Auch wenn es dazu führt, dass man unerwartet Kollegen-Feedback oder auch Eltern-Feedback bekommt. Es ist in jedem Fall wertvoll den Diskurs zu suchen.
Ninas Wünsche für die Zukunft
Blicken wir in die Schule des Jahres 2030, dann möchte Nina Toller folgende Dinge umgesetzt wissen. Wir versuchen das an die relevanten Stellen in der Politik heran zu tragen. 😉
- eine eigene IT-Abteilung für jede Schule, die sich um alle administrativen Belange und Wartungen kümmert
- Kollaboration auf allen Ebenen: Nicht nur die Schüler im Unterricht, sondern auch im Kollegium. Mehr Austausch. Arbeitsteilung bei Unterrichtsvorbereitung, Durchführung und anderen schulischen Aufgaben.
- Arbeitszeit anders denken. Weniger Pflichtstunden Unterricht, mehr Pflichtstunden Förderarbeit und Teamarbeit im Kollegium
- Auf Seite der Schüler: Lernen in lebensnahen Projekten mit Selbstbestimmung durch die SchülerInnen
Danke Nina für deine Zeit und den wertvollen Einblick in deine Arbeit!

Miriam Lerch arbeitet seit über 13 Jahren im Handlungsfeld Pädagogik/ Organisationsentwicklung und begleitet Trainer, Dozenten und Fachkräfte bei der Gestaltung von Lehr-/ Lernprozessen, speziell mit dem Fokus “New Learning”. Seit Anfang 2020 ist sie selbstständig als Agile Coach & und New Learning Coach (https://co-id.de) unterwegs und begleitet Schulträger, Lehrkräfte und Eltern bei der digitalen Bildung mit Beratung, Schulungen und Coaching.
Neben dem Praxiswissen zu verschiedenen Lern-Tools und didaktischen Methoden liegt ein Schwerpunkt ihrer Arbeit auf dem Thema Haltung, agile Zusammenarbeit und Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen.